Welche Debatte führte letztlich zum Abzug der Mehrheit der Abgeordneten aus dem Paulskirchenparlament?


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Richtige Antwort:
  • Die Debatte um die Landesgrenzen des Deutschen Reiches.
Ergänzungen zur Antwort:

In der nationalen Frage wurde an dem ambitionierten Projekt des Vorparlaments festgehalten, ein Deutsches Reich in großdeutschen Konturen zu schaffen. Unmittelbar vor Ausbruch der Gegenrevolution begann die Paulskirche schließlich mit der Beratung der eigentlichen Verfassungsbestimmungen, die Deutschlands Grenzen und äußeren Status festschreiben sollten. Das Parlament fasste den von einer beeindruckenden Mehrheit getragenen Beschluss, dass das Territorium des Deutschen Reiches auf dem des Deutschen Bundes fußen solle, während weitere nicht-deutsche Länder - gedacht war an die nicht zum Deutschen Bund gehörenden Teile Österreichs - nur durch ein gemeinsames Staatsoberhaupt "in reiner Personal-union" mit Deutschland verbunden sein durften. Man hoffte, Wien davon überzeugen zu können, dass ein "großdeutscher" Staat mit einem Habsburger Kaiser an der Spitze in dessen eigenem Interesse liege. Die Alternative war ein "kleindeutscher Staat" unter preußischer Führung. Österreich fürchtete, kleindeutsche Projekte würden eine "Vertreibung" der Habsburgermonarchie aus Deutschland nach sich ziehen und ihre traditionelle Stellung in Deutschland und Europa gefährden. Folglich wurden die österreichischen Abgeordneten aus Frankfurt abgezogen. Auch der preußische König lehnte die Kaiserkrone ab. Mit einer Annahme der Kaiserkrone war seine Unterordnung unter die Ziele der von ihm als Reichsfeinde eingestuften Parlamentarier der Paulskirche verbunden. Für die zunehmend in Zugzwang geratende preußische Regierung war und blieb die Annahme oder Ablehnung der Reichsverfassung sowie der Kaiserwürde eine Machtfrage. Preußen trieb deshalb gleichzeitig sein eigenes kleindeutsches Konzept energisch voran. Die preußische Führung entschied sich zur Ablehnung der Reichsverfassung am 28. April bei gleichzeitiger Intensivierung ihrer eigenen Deutschlandpolitik. Sie startete ihre "Unionspolitik", ein von Preußen geführter engerer Bund, föderalistischer und weniger parlamentarisch ausgelegt als das Deutsche Reich der Paulskirche, sollte mit Österreich in ein staatenbündisches Unionsverhältnis treten. Eine knappe Mehrheit der Paulskirche wollte nicht nachgeben und rief am 4. Mai alle deutschen Parlamente, die Institutionen der Selbstverwaltung und das deutsche Volk auf, sich für eine Annahme der Reichsverfassung einzusetzen. Als Reichsverweser Erzherzog Johann den Ministerpräsidenten Gagern, der den genannten Kurs des Parlaments unterstützte, zum Rücktritt zwang, wurden die letzten Brücken zwischen Berlin und Frankfurt abgebrochen. Dem frühen Beispiel Österreichs vom April folgend, beriefen nun auch Preußen, Sachsen, Hannover und Baden ihre Abgeordneten aus Frankfurt ab. Die Mehrheit der Liberalen resignierte, und die Paulskirche schrumpfte rasch zu einem linken Rumpfparlament, das vor preußischen Truppen nach Stuttgart ausweichen musste und dort am 18. Juni von württembergischem Militär aufgelöst wurde.

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Erstellt von:  memucho  vor 7 Jahren
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