Sturm und Drang ist eine Strömung der deutschen Literatur in der Epoche der Aufklärung, die etwa von 1765 bis 1785 hauptsächlich von jungen, etwa 20- bis 30-jährigen Autoren getragen wurde. Sie wird auch als Geniezeit bezeichnet.
https://en.wikipedia.org/wiki/Sturm_und_Drang
"Emotio statt Ratio" (Gefühl statt Verstand) fordern die jungen Autoren des Sturm und Drang. Sie rebellieren gegen die alten Umstände. Nicht nur die Aufklärung mit ihrem Vernunftsdiktat, auch die obrigkeitsstaatliche Ordnung und die strengen Regeln der Literatur fechten sie in ihren Werken an.
Literatur im Sturm und Drang
Epik
Neu für deutsche Dramatik ist die Behandlung aktueller Gesellschaftsprobleme, wie es die Stürmer und Dränger tun. Eine Gemeinsamkeit der Dramen ist, dass der Held am Ende an den gesellschaftlichen Verhältnissen scheitert. Wichtige Themen der Dramen im Sturm und Drang waren der Freiheitskampf gegen die Gesellschaft (z. B. Schiller: Die Räuber) und gesellschaftliche Geschlechterauffassungen (z. B. Lenz: Die Soldaten).
Der bekannteste Roman der Strömung ist Die Leiden des Jungen Werther von Goethe. Der Briefrroman rief eine Reihe von Nachahmern des Protagonisten hervor. Schnell kam Werthers ungewöhnlicher Kleidungsstil (blauer Mantel, gelbe Hosen) in Mode. Tragischerweise kam es nach der Veröffentlichung des Romans und ihm ähnlicher Werke auch zum Auftreten einer „Suizidwelle“, bei der junge Menschen den Suizid des Protagonisten nachahmten.
Lyrik
Die Lyrik im Sturm und Drang zeichnet sich oft durch freie Rhythmen aus. Die klassischen Regeln würden die Freiheit des Dichters einengen und es erschweren, Gefühle, so wie sie empfunden wurden, darzustellen.
Zwei Gedichttypen wurden in dieser Epoche oft verwendet:
- Hymen erzählen von antiken Helden, welche (Original-) Genies sind und sich gegen Unterdrückung wehren. Beispiel: In Goethes "Prometheus" lehnt sich der Titan Prometheus gegen seinen Unterdrücker Zeus auf.
- In der Erlebnislyrik werden selbst erfahrene Ereignisse verarbeitet. Die Natur und eine unmittelbare Schilderung des Erlebnisses stehen im Mittelpunkt. In der Erlebnislyrik wird die seelische Stimmung (stellenweise die des Autors) unvermittelt dargestellt. Es ergibt sich aus dem Gedicht eine viel weiterreichende Bedeutung. Beispiel: In "An Schwager Kronos" schildert Goethe eine Kutschfahrt, aber gleichzeitig auch den Lauf des Lebens.
Motive
Das Genie: Das Genie ist der Held der Stürmer und Dränger.
Das Genie:
- strebt stets nach Höherem.
- lebt nach seinen eigenen Gesetzen und Wünschen.
- handelt nach seinem Herzen.
- ist ein Rebell.
- ist schöpferisch und somit gottnahe.
Beispiele für Genies: Shakespeare und Prometheus
Wegen der „Verherrlichung des ‚Originalgenies‘ als Urbild des höheren Menschen und Künstlers“ (Gero von Wilpert) wird die Epoche auch als Geniezeit oder Genieperiode bezeichnet.
Pantheismus bezeichnet die Auffassung, dass „Gott“ eins mit dem Kosmos und der Natur ist. Statt durch besondere Frommheit zeichnen sich die Helden des Sturm und Drang durch ihre Nähe zur Natur aus. Sie bewundern sie als Schöpfung Gottes oder auch als Teil von ihm. Da sie als Menschen selbst Teil der Natur sind, fühlen sie sich sehr gottnahe.
Natur als Spiegel der Seele: Die Natur ist ein zentrales Motiv des Sturm und Drang. Hinter detaillierten Naturbeschreibungen steckt meist mehr: Oft beschreiben die Autoren den Gemütszustand ihrer Protagonisten.
Schriftsteller und bekannte Werke
Gottfried August Bürger (1747-1794)
- Der Bauer an seinen durchlauchtigen Tyrannen, Gedicht von 1773
Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832)
- Die Leiden des jungen Werther, Briefroman von 1774
- Prometheus, Gedicht von 1785
- Ganymed, Gedicht von 1773
- Willkommen und Abschied, Gedicht von 1775
Friedrich von Schiller (1759-1805)
- Die Räuber, Drama von 1781
- Kabale und Liebe, Drama von 1784
Friedrich Maximilian Klinger (1752-1831)
- Sturm und Drang, Drama von 1776
Andere: Johann Gottfried von Herder (1744-1803), Jakob Michael Reinhold Lenz (1751-1792), Karl Philipp Moritz (1756-1793)