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- Antijudaismus
Luther und die Juden
Zur Zeit Luthers waren antijudaistische Denkmuster weit verbreitet. Sein Judenbild wurde kaum von persönlicher Erfahrung, sondern von antijudaistischen Vorurteilen, seiner Bibelauslegung, innerchristlichen Konflikten und religionspolitischen Zielen bestimmt.
In frühen Jahren war Martin Luther der Ansicht, dass man Juden zum Christentum "bekehren" müsse. Später hielt er dies nicht mehr für möglich und wollte die Christen vor ihnen "warnen". Im Zuge dessen verfasste Luther mehrere Hetzschriften gegen die Juden. "Von den Juden und ihren Lügen" (Januar 1543) ist eine von ihnen. Schon in die Anfangsteile ließ er laufend damalige Stereotype einfließen: Juden seien blutdürstig, rachsüchtig, das geldgierigste Volk, leibhaftige Teufel, verstockt. Luther empfiehlt hier u.a. detailliert, was das nationalsozialistische Regime fünfhundert Jahre später tatsächlich ausführte. Luther schlägt gegen die "verbösten" und "vergifteten" Juden vor, "daß man ihre Synagoge oder Schule mit Feuer anstecke", "daß man auch ihre Häuser desgleichen zerbreche und zerstöre", "daß man ihnen nehme alle ihre Betbüchlein und Talmudisten", "daß man ihren Rabbinen bei Leib und Leben verbiete, hinfort zu lehren".
Seit dem Holocaust wurden die Ursachen und Folgen von Luthers Judentexten wissenschaftlich intensiv untersucht. Nach heutigem Forschungskonsens waren sie noch nicht von Rassismus, sondern von seiner antijudaistischen Theologie bestimmt. Diese trug jedoch erheblich dazu bei, dass viele Protestanten den Antisemitismus übernahmen und der nationalsozialistischen Judenverfolgung zustimmten oder nicht widerstanden. Seit den 1960er Jahren distanzieren sich viele evangelische Kirchen öffentlich von Luthers judenfeindlichen Aussagen.
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